… neue Wege in der Jugendhilfe!

Warum schulische und berufliche Förderung für Kinder und Jugendliche in der stationären Jugendhilfe mehr ist als Bildung. Kinder und Jugendliche, die in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe leben, tragen oft biografische Erfahrungen in sich, die von Brüchen, Verlusten und Zurückweisungen geprägt sind. Für viele von ihnen war das Vertrauen in verlässliche Beziehungen keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Risiko. Das prägt – tief und nachhaltig.

Wenn Bindungen in den frühen Lebensjahren nicht stabil waren, fällt es schwer, sich später auf neue Menschen oder Lernprozesse einzulassen. Schule und Ausbildung werden dann nicht nur zu Bildungsräumen, sondern zu Prüfsteinen der Selbstwirksamkeit: Schaffe ich das? Glaube ich an mich?

Zahlreiche Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen im Durchschnitt geringere Schulabschlüsse erreichen und häufiger Ausbildungsabbrüche erleben als Gleichaltrige in stabilen Familiensystemen. Doch hinter diesen Zahlen stehen keine Defizite, sondern Geschichten von Überlebensleistung, Anpassungsfähigkeit und enormer innerer Stärke.

Genau hier beginnt die bedeutsame Arbeit der Fachkräfte. Sie sind weit mehr als Betreuende oder Begleitende – sie sind Beziehungsgestalter:innen, Übersetzer:innen von Vertrauen und Brückenbauer:innen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Durch ihre Haltung, ihre Geduld und ihr professionelles Gespür schaffen sie Erfahrungsräume, in denen Jugendliche wieder glauben dürfen, dass Lernen sich lohnt und dass Entwicklung möglich ist.

Eine schulische und berufliche Förderung, die das Selbstwertgefühl stärkt, braucht daher Fachkräfte, die:

  • Bildung als Beziehungsarbeit verstehen und schulische Förderung in den Alltag integrieren,
  • Erfolge sichtbar machen, auch die kleinen – und sie gemeinsam feiern,
  • Fehler als Lernschritte anerkennen, nicht als Scheitern,
  • und soziale Teilhabe ermöglichen, indem sie junge Menschen ermutigen, Verantwortung zu übernehmen.

Bildung und Beruf bedeuten für diese jungen Menschen weit mehr als Qualifikation – sie stehen für Zukunft, für Zugehörigkeit und für die Chance, ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben aufzubauen.

Pädagogisches Handeln wird so zu einer Brücke: zwischen gelebter Fürsorge und eigenständigem Leben, zwischen der Vergangenheit der Unsicherheit und einer Zukunft des Zutrauens. Fachkräfte sind dabei oft die ersten, die den Jugendlichen zutrauen, was diese selbst kaum glauben können – und genau darin liegt die transformative Kraft ihrer Arbeit.

Denn wer Vertrauen schenken kann, lehrt Vertrauen. Und wer Vertrauen lernt, lernt sich selbst zu glauben.

Zukunft braucht Vertrauen